Ausgebrannt - Kinder im Terminstress
Immer mehr Kinder haben den Termindruck eines Top-Managers. Doch warum ist das so und wie können Familien zu mehr Leichtigkeit im Alltag zurück finden?
In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft sind wir ständig unterwegs, und dieser Druck macht auch vor den Jüngsten nicht halt. Eltern streben danach, ihren Kindern alle Türen zu öffnen:
von Musikunterricht über Sport bis hin zu Sprachkursen. Doch was auf dem Papier wie eine Bereicherung aussieht, kann in Wirklichkeit das Gegenteil bewirken.
Experten schlagen Alarm: Der straffe Zeitplan vieler Kinder lässt ihnen kaum Luft zum Atmen. Anstatt in ihrer Freizeit die Welt auf eigene Faust zu erkunden, hetzen sie von einem Termin zum nächsten.
Kinder brauchen Freiraum – kein Hamsterrad
Dieses Phänomen des «überbuchten Kindes» hat weitreichende Folgen für die Entwicklung unserer Kinder. Fachleute betonen immer wieder die Bedeutung von unstrukturierter Spielzeit für Kinder.
Sie ist essenziell für ihre emotionale und soziale Entwicklung sowie für das Erlernen kreativen Denkens und Problemlösens. Und doch scheint es, als hätten wir vergessen, dass Langeweile der Nährboden für Kreativität ist.
Statt ihre Fantasie anzuregen und Selbstständigkeit zu fördern, füllen wir jede freie Minute mit Aktivitäten – oft aus einem schlechten Gewissen heraus. Aber warum tun wir das?
Zu viel des Guten? Die Schattenseiten des Erfolgsdrucks
In vielen Fällen projizieren Eltern ihre eigenen Träume und ungelebten Ambitionen auf ihre Kinder. Manchmal sehen sie sich auch im gnadenlosen Vergleich mit anderen Familien gezwungen nachzuziehen.
Zudem haben immer mehr Eltern wenig Zeit für ihre Kinder und möchten ihnen so viel Unterhaltung wie möglich bieten und keinen Wunsch ausschlagen. Das führt dazu, dass der Terminkalender eines Grundschulkindes manchmal dem eines Top-Managers gleicht.
Doch zu wenig Freizeit beeinträchtigt nicht nur die psychische Gesundheit von Kindern durch Stresssymptome wie Schlafprobleme oder Reizbarkeit. Es entzieht ihnen auch wertvolle Gelegenheiten zur persönlichen Entfaltung ausserhalb organisierter Aktivitäten.
Spielplatz statt Leistungsdruck: Was können Eltern tun?
Gegensteuern ist möglich: Es beginnt damit, Prioritäten neu zu setzen und unseren Kindern bewusst Auszeiten vom Alltagsstress zu gönnen.
Das bedeutet nicht zwangsläufig weniger Förderung, sondern vielmehr eine ausgewogene Mischung aus geführter Aktivität und freiem Spiel. Familientherapeuten empfehlen zudem offene Gespräche über Interessen und Wünsche der Kinder.
Vielleicht liegt ihr Herz ja gar nicht am Klavierunterricht, sondern beim Malen im Garten? Hier gilt es, hinzuhören, statt Pläne überzustülpen.