Autonomiephase: Warum trotzende Kinder gute Eltern haben

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Am 25.06.2024 - 06:17

Die sogenannte «Trotzphase» stellt das Familienleben auf den Kopf. Warum widerspenstige Kinder ein Grund zur Freude und deren Eltern prima Eltern sind ...

Kind
Steckt auch Ihr Kind gerade mitten in der Trotzphase? - Depositphotos

Nur alleine die Erwähnung der Autonomiephase, früher gerne auch als «Trotzphase» bezeichnet, lässt viele Eltern erschaudern. Schreikonzerte im Supermarkt und Weinattacken, wenn die Banane nicht wie gewünscht geschält wurde, sind während der Autonomiephase an der Tagesordnung.

Die Autonomiephase wird immer noch von vielen Erwachsenen dieser Welt als grosses Übel gesehen – dabei ist sie genau das Gegenteil. Sie ist ein wichtiger Schritt eines Kindes in seine Selbstständigkeit – vielleicht sogar der krasseste überhaupt in der gesamten Entwicklung.

Damit die kindliche Entwicklung voran kommt, ist das Durchleben der Autonomiephase von allergrösster Wichtigkeit. Kinder die trotzen, grenzen sich ab und sie fühlen sich sicher ...

Die Jahre 2 bis 5: Vom Baby zum Kleinkind

Babys sehen sich oft noch als eins mit ihrer Hauptbezugsperson. Deshalb wollen viele Babys auch gefühlt Tag und Nacht getragen und niemals abgelegt werden.

Rund um den zweiten Geburtstag passiert dann ein enormer Entwicklungsschritt: Das Kind fängt an, sich zu lösen.

Vater mit baby
Babys nehmen sich selbst noch nicht als selbstständiges Individuum wahr. - Depositphotos

Mit der Autonomiephase beginnt das Kind, sich als Individuum zu verstehen. Eigene Wünsche und Erstrebungen prallen nun auf die der Eltern – und das kann für Spannungen sorgen.

Warum trotzende Kinder gute Eltern haben

Ein Kind, das sich auflehnt, fühlt sich sicher bei seinen Eltern. Würde es dies nicht tun, würde es aufgrund von Angst vor Ablehnung nicht trotzen.

Es würde sich brav an die Wünsche und Ansagen seiner Eltern halten, um nicht von ihnen abgelehnt zu werden. Kinder, die rebellieren, sind sich der unerschütterlichen Liebe ihrer Eltern bewusst und das ist gut so.

Kind streckt Zunge raus
Läuft etwas nicht wie gewünscht, sind Kinder frustriert. - Depositphotos

Aber wie können Eltern diese besonders kräftezehrende Entwicklungsphase ihrer Kinder am besten begleiten – ohne dabei nicht selbst die Nerven zu verlieren?

Kinder sicher durch alle Gefühle begleiten

Gefühle können überwältigend sein – das wissen sogar wir Erwachsenen. Wie muss es da erst für einen Dreijährigen sein?

Und ja, ein zerbrochener Keks kann für ein Kleinkind eine Katastrophe sein. Damit Kinder den Umgang mit Emotionen lernen, müssen sie üben dürfen.

Eltern sollten kindliche Wut auf keinen Fall igorieren, tadeln oder gar bestrafen. Begleiten Sie stattdessen vermeitlich negative Gefühle adäquat.

Elterlicher Umgang mit Wut, Ärger und Zorn

Aber was tun, wenn das Kind einen Tobsuchtsanfall aufgrund einer falsch geschälten Banane hat? Zeigen Sie Empathie und bennen Sie das Problem sowie die Gefühle stellvertretend für Ihr Kind:

«Du bist sauer, weil ich die Banane geschält habe. Dabei wolltest du es selbst tun, oder?» Bieten Sie Ihrem Kind eine neue Banane an und lassen Sie es selbst schälen.

Kind weint
Auf kindliche Wut sollten Eltern mit Herz und Klarheit reagieren. - Depositphotos

Und was, wenn es die Letzte im Obstkorb war? Erklären Sie die Situation kurz und bieten sie zum Beispiel eine tröstliche Umarmung an – und wenn das nicht hilft?

Den Raum halten: Starke Gefühle zulassen und überwinden

Es ist ein richtiger Kraftakt, kindliche Wut zu begleiten. Kinder können nicht immer ihren Willen bekommen, aber wie Eltern auf kindliche Frustration reagieren, prägt den Nachwuchs ein Leben lang.

Schicken Sie Ihr wütendes Kind zum «Abkühlen» aufs Zimmer. Signalisieren Sie ihm, dass es auch geliebt wird, wenn es nicht artig und gehorsam ist.

Je öfter Sie schwierige Gefühle Ihres Kindes ruhig und besonnen mitbegleiten, also «den Raum geduldig halten», desto schneller wird es den Umgang damit lernen.

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