Erziehen mit Argumenten: Induktive Disziplin und ihre Vorteile

Paula Lupo
Paula Lupo

Am 20.06.2024 - 06:04

Oft neigen Eltern dazu, ihre Kinder harsch und laut zurechtzuweisen. Dabei wäre die induktive Disziplin eine bessere Variante, wir erklären sie Ihnen.

Eltern tragen verantwortung
Sie als Eltern tragen Ihren Kindern gegenüber eine grosse Verantwortung. - Depositphotos

Die Erziehung eines Kindes ist eine grosse Herausforderung – von allen Seiten werden wir mit Tipps berieselt. Es gibt kein «richtig» oder «falsch».

Wie aber wissen wir, ob wir unser Kind gut erziehen oder nicht? Manchmal kommen wir Eltern einfach an unsere Grenzen und sind versucht zu sagen «Es ist so, weil ich es sage».

Eine Methode, diese Aussage zu umgehen, ist die sogenannte «Induktive Disziplin», bei der das Gespräch eine wichtige Rolle spielt. Beim Setzen einer Grenze liefern dabei die Eltern die Erklärung, wieso es diese Grenze gibt, gleich mit.

Nur drohen bringt wenig

Anstatt nur Gehorsam zu fordern oder gar Drohungen auszusprechen, wird dem Kind der Hintergrund einer Regel erklärt. So lernt es, warum bestimmte Verhaltensweisen schaden können, praktische Probleme verursachen oder Gefühle verletzen.

vater und sohn fussball
Nur drohen bringt dem Kind wenig. Viel besser ist es, wenn Sie erklären, wieso Sie eine Regel aufgestellt haben. - Depositphotos

Diese Herangehensweise steht in deutlichem Gegensatz zur machtbezogenen Disziplin, bei der Erwachsene versuchen, Kinder durch Drohungen und Strafen zu kontrollieren. Es ist auch nicht wie beim Liebesentzug, bei dem Erwachsene Zeichen der Zuneigung zurückhalten, wegen des wahrgenommenen Fehlverhaltens des Kindes.

Sicherlich werden Kinder manchmal unsere Autoritäten testen – das ist ganz natürlich. Jedoch ist es wichtig, dass Kinder früh verstehen, was genau sie falsch gemacht haben.

Kinder lernen von uns

Gewiss lässt sich mit autoritären Methoden kurzfristig ein unerwünschtes Verhalten unterbinden («Gehorche ohne Widerspruch, sonst gibt es Strafe»). Doch Studien zeigen, dass diese Herangehensweise kontraproduktiv ist, denn Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten neigen dazu, sich noch weiter in ihr Problemverhalten zu vertiefen.

Mutter und Tochter
Bringen Sie Ihrem Nachwuchs bei, warum Regeln so wichtig sind. - Depositphotos

Kinder brauchen emotionale Bildung: Das heisst, sie müssen lernen, wie sie mit ihren negativen Gefühlen umgehen und wie sie die Emotionen anderer interpretieren können. Wenn Kinder dies verstehen, fällt es ihnen leichter, sich selbst zu regulieren und mit anderen auszukommen.

Vor allem können wir Erwachsene leicht überschätzen, was Kinder über unsere Motive und Ziele wissen. Wir wissen, wieso wir unsere Kinder nicht stundenlang in ein Tablet starren lassen wollen – die Kinder aber nicht.

Die Bedeutung von Gründen in der Erziehung

Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass wir ihnen erklären, wieso wir ihnen gewisse Regeln erteilen. Studien deuten darauf hin, dass Kinder wahrscheinlich weniger Fehlverhalten zeigen und eher zur Selbstregulation fähig sind, wenn Eltern Wärme einsetzen.

mama und sohn zähne
Wenn Sie Ihrem Kind beispielsweise erklären, wieso Zähneputzen wichtig ist, wird es das auch verstehen. - Depositphotos

Besonders in engen Beziehungen zwischen Eltern und Kind ist die induktive Erziehung sehr effektiv. Die Kinder vertrauen, dass die Eltern das Beste für sie wollen.

Wie viel wir einem Kind erklären müssen, hängt auch vom Entwicklungsstadium und Alter unseres Sprösslings ab.

Beispiele für induktive Erziehung

Wenn sich Ihr Kind z.B. dagegen sträubt, seine Zähne zu putzen, können Sie ihm erklären, dass es ansonsten nicht gesund ist. Dass es wichtig ist, die Zähne sauber zu halten, damit wir nicht stinken und keine Löcher bekommen.

Sollte Ihr Kind immer wieder zu nahe am Kamin spielen, erklären Sie ihm die Gefahr von heissen Gegenständen und Feuer. Das Gleiche gilt bei heissen Herdplatten oder dem Wasserkocher.

Versuchen Sie, nicht aggressiv Sachen Ihrem Kind zu verbieten, sondern sich ruhig und sachlich mit ihm zu unterhalten. So lernt es, dass es normal ist, Fehler zu machen und man immer daraus lernen kann.

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