Für mehr Chancengleichheit: Kinder geschlechtsneutral erziehen
Blau für Jungs, Rosa für Meitli? Warum eine geschlechterneutrale Erziehung Ihrem Kind in der Entwicklung hilft – und vielleicht sogar die Welt verändern könnte.
Eine geschlechterneutrale Erziehung ist jungen Eltern wichtiger denn je. Jedoch stösst der Gedanke, Kinder geschlechterneutral zu erziehen, bei vielen Menschen auf Kritik und sogar Ablehnung.
Dabei könnte eine weniger geschlechtsspezifische Erziehung für eine grössere Chancengleichheit bei Kindern sorgen ...
Rosa und Blau – Eine Erfindung der Werbeindustrie
Vor mehr als 100 Jahren war Rot die Frabe der Männer und stand für Stärke, Männlichkeit und Kampfgeist. Blau war den Frauen vorbehalten, denn die Jungfrau Maria trug angeblich Hellblau.
Warum hat sich das geändert? Vermutlich kam mit den blauen Jeanshosen, die zuerst ausschliesslich Arbeiter trugen, die Farbe Blau zum Mann.
Mit Erfindung der rosafarbenen Barbiepuppe wurde deren Farbe Mädchen zugeordnet. Also alles eine Erfindung der Werbung? Vermutlich ja.
Das Problem der Geschlechtertrennung
Männer und Frauen, Jungs und Mädchen sind verschieden – das ist richtig und evolutionär logisch. Jedoch birgt die Trennung nach Geschlechtern die Gefahr, Stereotypen zu erschaffen:
Jungs sind blau, stark, mutig und durchsetzungsfähig und Mädchen sind rosa, weich, weinerlich und zickig. Das kann sowohl für Mädchen als auch für Jungs zum Problem werden:
Ein Junge, der seine Gefühle offenbart, wird eher als «verweichlicht» betitelt. Ein Mädchen, das Durchsetzungsstärke zeigt, wird hingegen gerne «zickig» oder «aufmüpfig» genannt.
Kinder als Individuen betrachten
Diese Art der Geschechterordnung setzt sich natürlich fort bis ins Erwachsenenalter. Ein Junge, der niemals gelernt hat, seine Gefühle zu bewältigen, wird unter Umständen zu einem unempathischen Vater.
Ein Mädchen, das sich immer zurückgenommen hat, wird sich vielleicht nie trauen, ihre beruflichen Träume zu verwirklichen. Es geht nicht darum, Blau und Rosa für Jungs und Mädchen zu verbieten.
Vielmehr sollten wir Kinder als Individuen betrachten, anstatt sie in Geschlechterrollen zu stecken. Das eröffnet Kindern die Möglichkeit, sich freier zu entfalten und selbst zu entdecken, wer sie sind, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
Kinder vorurteilsfei erziehen
Unserer Gesellschaft geht durch eine neutralere Erziehung nichts verloren. Ganz im Gegenteil.
Kinder lernen, sich individuell zu entwickeln und ihr volles Potenzial auszuschöpfen – egal, welchem Geschlecht sie angehören.
Sie möchten Ihr Kind also neutraler erziehen und fragen sich, wie sich das im Alltag umsetzen lässt? Versuchen Sie, Ihrem Kind mehr Entscheidungsfreiheit zu geben.
Tipps für den Alltag
Das fängt bei der Kleiderauswahl an – Farben sind für alle da. Ihr Sohn möchte den Nagellack der grossen Schwester ausprobieren? Warum nicht?
Ihre Tochter will lieber zum Fussball als zum Ballett? Vollkommen in Ordnung.
Tipp: Achten Sie ausserdem auf Ihre Sprache: Sätze wie «Jungs weinen nicht!» oder «Du wirfst wie ein Mädchen!» sind sexistisch und abwertend.
Auch Begriffe wie «Mädchenfarbe» oder «Jungshosen» sind Teil des Problems.