Sex ist gut fürs Immunsystem – vor allem das der Frau
Neue Forschungen zeigen, dass sexuelle Aktivität die Chancen einer Frau auf eine Schwangerschaft erhöhen kann.
Sex macht nicht nur Spass, sondern stärkt auch das Immunsystem? Richtig gelesen: So jedenfalls meinen Forscher aus den USA herausgefunden zu haben.
Das wiederum ist die Folge von bestimmten physiologischen Veränderungen, die Sex im Körper auslöst. Diese erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis, so eine Studie der Indiana University, Bloomington, USA.
Die Resultate dieser neuen Untersuchung könnten in Zukunft Paare beeinflussen, die versuchen, schwanger zu werden. Sie könnten sogar Auswirkungen auf Behandlungsansätze bei Autoimmunerkrankungen haben.
Auch nicht-fruchtbare Perioden spielen mit
Veröffentlicht wurden diese überraschenden Befunde in den renommierten Fachjournalen «Fertility and Sterility» sowie «Physiology and Behavior».
Tierney Lorenz, Julia R. Heiman und Gregory E. Demas sind die Köpfe hinter dieser Studie. Alle drei Forscher sind sowohl mit dem Kinsey-Institut als auch dem Zentrum für integrative Tierverhaltensstudien an der IU Bloomington verbunden.
«Wir wissen seit Langem, dass regelmässiger Geschlechtsverkehr die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht – auch in nicht-fruchtbaren Perioden. Aber wie genau das funktioniert, war bisher unklar», erklärt Lorenz.
Sex aktiviert das Immunsystem
Diese Studie ist nun die erste ihrer Art, die zeigt, dass sexuelle Aktivität den Körper dazu veranlasst, bestimmte Arten der Immunität zu fördern.
Schon frühere Untersuchungen wiesen Veränderungen in der Immunabwehr während der Schwangerschaft und nach der Geburt sowie im Laufe des Menstruationszyklus nach.
Doch diese Forschung geht noch weiter: Sie zeigt erstmals klar auf, dass bei diesen Veränderungen tatsächlich auch die sexuelle Aktivität eine Rolle spielt.
Frauenkörper meistert Balanceakt
Lorenz erklärt, dass der weibliche Körper eine schwierige Balance zu halten habe.
«Um sich selbst zu schützen, muss er sich gegen fremde Eindringlinge schützen. Gleichzeitig muss er aber Spermien oder einen Fötus als solche betrachten – sonst kann keine Schwangerschaft eintreten.»
Lorenz und ihre Kollegen fanden heraus: Bei sexuell aktiven Frauen gibt es signifikante Änderungen im Immunsystem, sowohl hinsichtlich ihrer T-Helfer-Zellen als auch ihrer Antikörperspiegel.
Bessere Chancen auf eine Schwangerschaft
Die Forscher stellten ausserdem fest, dass sexuell aktive Frauen während der Lutealphase des Menstruationszyklus – einer Phase, in der sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt und auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet – signifikant höhere Spiegel an Typ-2-Helfer-T-Zellen aufweisen.
Bei Frauen, die keinen Geschlechtsverkehr hatten, wurden solche Veränderungen nicht festgestellt.
Die Wissenschaftler interpretieren das so gestärkte Immunsystem als «Reaktion auf ein sexuelles Verhalten». Ihrer Ansicht nach bereitet sich das Immunsystem von sexuell aktiven Frauen sozusagen im Voraus auf die blosse Möglichkeit einer Schwangerschaft vor.
Selbstverteidigung in Eigeninitiative
Die Studien legen nahe, dass das menschliche, insbesondere das weibliche Immunsystem nicht nur passiv darauf wartet, auf äussere Bedrohungen zu reagieren.
Vielmehr ist es ein proaktives System, das seine Aktivität in Reaktion auf externe Signale wie Umweltbedingungen oder soziales Verhalten verändert. Geschlechtsverkehr zum Beispiel.
Eine spannende Erkenntnis mit Blick auf Forschungen, die Behandlungsansätze bei Autoimmunerkrankungen suchen ...