Mathe-Genies dank Brettspielen? Was dahinter steckt

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Am 08.10.2024 - 06:33

Unterhaltsame Brettspiele könnten eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit sein, Kindern grundlegende mathematische Fähigkeiten zu vermitteln.

Familie spielt Brettspiel
Gemeinsames Spielen fördert nicht nur die Eltern-Kind-Bindung, sondern hilft Ihrem Nachwuchs auch bei der Entwicklung mathematischer Fähigkeiten. - Depositphotos

Wer hätte gedacht, dass harmlose Brettspiele im Kinderzimmer der Schlüssel zu mathematischen Meisterleistungen sein könnten? Aktuelle Studien lassen genau diesen überraschenden Zusammenhang vermuten.

Dabei geht es nicht etwa um irgendwelche komplizierten Strategiespiele, sondern einfache Zahlen-Brettspiele für Vorschulkinder.

Von Würfeln und Zahlenreihen: Das Geheimnis liegt im Spielprinzip

Zunächst mag man denken, dass ein solches Spiel kaum mehr als blosse Unterhaltung bietet. Doch wenn die Kleinen ihre Spielfiguren entlang aufsteigender Nummernsequenzen bewegen und dabei die Zahlen laut aussprechen müssen, passiert etwas Erstaunliches.

Sie entwickeln ein intuitives Verständnis für die Zahlengerade. Diese Fähigkeit ist entscheidend für zukünftige Mathematik-Leistungen.

Mädchen im Matheunterricht
Die frühen Erfahrungen mit Zahlen prägen sich tief ins kindliche Gehirn ein und bereiten den Weg für spätere mathematische Leistungen. - Depositphotos

Untersuchungen zeigen immer wieder einen direkten Zusammenhang zwischen einem ausgeprägten «Zahlensinn» in jungen Jahren und späterem Erfolg in Matheprüfungen.

Die magische Welt der Brettspiele

In einer Studie von 2008 wurden Vorschulkinder gebeten, alle Brettspiele aufzuzählen, die sie jemals gespielt hatten. Die Ergebnisse waren verblüffend:

Je mehr Brettspiele ein Kind nennen konnte, desto besser waren seine Fähigkeiten in vier Schlüsselbereichen der Mathematik: Zahlenidentifikation, Zählen, Schätzung auf der Zahlengerade und Vergleich numerischer Grössenordnungen.

Die Macht des «Weiterzählen»-Prinzips

Ein wichtiger Aspekt ist zudem das sogenannte «Weiterzählen»-Prinzip. Dabei beginnen Kinder nicht bei jeder neuen Runde mit dem Zählen von eins an.

Sondern es geht darum, beim aktuellen Stand ihrer Spielfigur (7, 8, 9 usw.) fortzusetzen. Dieses Prinzip fördert das Verständnis für die kontinuierliche Natur der Zahlengeraden.

Psychologische Studien belegen den Erfolg dieser Methode. Kinder, die beim Spielen «weiterzählen», machen deutlich grössere Fortschritte in ihrer mathematischen Entwicklung als jene, die stets von eins an zählen.

Die richtigen Spiele finden: Nicht jedes Brettspiel macht zum Mathe-Ass

Doch nicht alle Zahlen-Brettspiele sind gleichermassen effektiv. Wichtig ist vor allem, dass sie ein intuitives Verständnis für Zahlen und ihre Beziehungen zueinander vermitteln.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Spiel «Chutes and Ladders». Hier bewegen sich Spieler auf einer Art Zahlengeraden vorwärts und erleben so unterschiedliche Grössenordnungen.

Tochter und Vater spielen Schach
Für Kinder im Vorschulalter empfehlen Experten einfache Spiele mit nummerierten Feldern bis 20 oder 100 sowie klaren Regeln. Später darf es dann auch eine Partie Schach sein. - Depositphotos

Aber auch andere Spiele können hilfreich sein – vorausgesetzt, sie beinhalten Aufgaben zum Zählen oder Schätzen. Im Idealfall sollten Eltern mit einfachen Spielen beginnen und dann allmählich komplexere hinzufügen.

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