Probleme des modernen Elterndaseins: Eine Bestandsaufnahme
Dass zum Elterndasein auch Ängste und Sorgen gehören, ist kein Geheimnis. Doch es scheint mehr geworden zu sein. Warum eigentlich?
Die Zeiten wandeln sich, auch in der Familie. Ergab eine Umfrage von 2019 noch, dass sich rund 77 Prozent durch das Elternsein nicht gestresst fühlen, sieht es rund fünf Jahre später schon ganz anders aus.
Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigt, dass sich mittlerweile etwa 70 Prozent der Eltern überlastet fühlen. Zwar sind beide Untersuchungen nicht ohne weiteres miteinander vergleichbar, da sie aus verschiedenen Quellen stammen und ihnen unterschiedliche Methoden zugrunde liegen, aber:
Es scheint einen deutlichen Negativtrend beim Stressmanagement im Elterndasein zu geben. Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Psychische Gesundheit wird allgemein schlechter
Eine Studie im Auftrag der Vereinten Nationen zeigte, dass circa 10 Prozent aller Menschen weltweit an einer psychischen Erkrankung leiden – und die Zahlen steigen weiter. Allein in den ersten Monaten der Pandemie erhöhte sich die Anzahl erhobener Depressionen schätzungsweise um 25 Prozent.
Wenn wir vermehrt mit der eigenen psychischen Gesundheit zu kämpfen haben, hat dies selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Familie und unsere Rolle als Eltern.
Klar ist, dass wir bei schlechter mentaler Gesundheit schneller gestresst sind, wenn die Kinder abends nicht ins Bett wollen oder der Teenager am Esstisch rebelliert.
Völlig neue Ansprüche ohne brauchbare Antworten
Heutige Eltern stehen zudem vor einzigartigen Herausforderungen wie steigenden Lebenshaltungskosten oder den Auswirkungen von Social Media. Familienberater erkennen in ihrer alltäglichen Arbeit, dass sich die Perspektive auf das Elterndasein geändert hat.
Bezüglich Ernährung, Gesundheit oder schulischer Bildung werden völlig neue Ansprüche gestellt. Auch das führt bei Eltern zur Orientierungslosigkeit.
Wissenschaft hängt der Wirklichkeit hinterher
Eine aktuelle deutsche Studie offenbarte, dass mehr als 70 Prozent der Kinder unter sechs Jahren regelmässig das Internet nutzen. Um den Jugendschutz ist es dabei vielfach schlecht bestellt.
Ausserdem ist die Forschung dazu, ob und wie ein hoher Medienkonsum die Entwicklung kleiner Kinder tatsächlich beeinflusst, noch äusserst jung – es gibt kaum verlässliche Daten und Richtlinien, die Eltern dringend nötige Orientierung bieten könnten.
Wenn auch die digitale Welt für uns längst zum Alltag geworden ist, stehen Eltern daher vor einem grossen Problem: Wie lassen sich verantwortungsvolle Kindererziehung und Mediennutzung vereinbaren?
«Ein Dorf, um ein Kind zu erziehen»
Viele moderne Eltern fühlen sich zunehmend isoliert und einsam. Das spiegelt sich auch in Umfragen wider – vor allem in sogenannten westlichen Ländern wie den USA.
Gleichzeitig legt eine Studie nahe, dass Kinder evolutionär darauf ausgelegt sind, mit hohen Kontaktlevels zu mehreren Personen aufzuwachsen. Hier hat der Spruch «Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen» seinen Ursprung.
Es scheint also an der Zeit, die Probleme und Sorgen von Eltern mehr in den Mittelpunkt zu stellen.