Elternschaft ohne Druck: Die Philosophie der Qualleneltern

Laura Martin
Laura Martin

Am 09.12.2024 - 06:07

Bei den zig Elterntypen und Erziehungsstilen zeichnet sich ein neuer Trend ab: die Qualleneltern. Was verbirgt sich hinter diesem schillernden Begriff?

Familie am Meer
Qualleneltern haben nichts mit dem Meer oder Quallen zu tun. Der Begriff verweist vielmehr auf die Flexibilität und Leichtigkeit des Tieres. - Depositphotos

In der heutigen Zeit gibt es eine Vielzahl von Erziehungsstilen, die Eltern als Orientierung dienen können. Unter diesen sticht ein besonders flexibler Ansatz hervor: die Philosophie der Qualleneltern, die für eine Elternschaft ohne Druck steht.

Wir stellen den Typ genauer vor.

Das zeichnet Qualleneltern aus

Heutzutage sind Kinder oft überfordert von einem straffen Zeitplan voller Aktivitäten: Nach dem Schwimmunterricht geht's zum Karate, und am nächsten Nachmittag steht der Englischkurs an.

Die Frage ist, ob Eltern hier tatsächlich im Interesse der Kinder handeln. Qualleneltern, benannt nach der anpassungsfähigen Natur dieser Meereslebewesen, setzen hingegen auf eine bedürfnisorientierte Erziehung, die sich den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder anpasst.

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Oft ist es als Eltern gar nicht so einfach, alles in Balance zu halten. - Pexels

Sie verzichten bewusst auf starre Regeln und übermässige Strukturierung des Alltags, um ihren Kindern Raum für freie Entfaltung zu geben und sie zu selbstbewussten, entscheidungsfreudigen Individuen zu erziehen

Flexibilität ist das A und O

Jeder Elternteil kämpft damit, wie er sein Kind am besten unterstützen kann. Die meisten Eltern kennen solche Frage: Mache ich das für mich? Oder handle ich wirklich im besten Interesse meines Kindes?

Auch wenn der Sohn kein Fussballfan ist und auf dem Spielfeld wenig Begeisterung zeigt, sollte man sich deshalb nicht sorgen. Vielleicht ist dieser Sport schlicht nicht seine Leidenschaft.

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Ob Fussball, Tennis oder Gymnastik: Wichtig ist letztlich, dass das Kind die Aktivität gerne macht. - Pexels

Qualleneltern schaffen in solchen Fällen Raum für andere Aktivitäten. Vielleicht will der Sohn ins Ballet? Oder die Tochter will gar keinen Sport machen, sondern lieben in den Schachclub?

Pandemie hat unseren Fokus verändert

Gut möglich, dass Corona bei dieser Entwicklung eine Rolle spielt, Prioritäten bei der Erziehung neu oder anders auszurichten. Schliesslich hat uns die Pandemie einiges an Flexibilität abverlangt.

Und nur, weil das Kind keine Lust auf Mannschaftssport hat, bedeutet das nicht, dass es nie etwas durchziehen wird. Wichtig ist, darauf zu hören, was das Kind wirklich interessiert und neugierig macht.

Und in dem Zusammenhang seine Meinung zu berücksichtigen. Letztendlich geht es darum, was für das Kind und auch die Familie am besten ist.

Quallenerziehung hat durchaus Vorteile

Stärkung des Selbstwertgefühls: Kinder lernen früh, dass ihre Meinung und Gefühle wichtig sind und wertgeschätzt werden.

Mutter Sohn Gespräch
Die Quallenerziehung kann die Beziehung zwischen Eltern und Kindern durchaus positiv verändern. - Depositphotos

Aufbau einer guten Eltern-Kind-Bindung: Durch viel Kommunikation und Einfühlungsvermögen entsteht eine starke Verbindung.

Entwicklung von Resilienz: Durch die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen, wird die Widerstandsfähigkeit gestärkt.

Und wie schaut's mit den Nachteilen aus?

Schwierigkeiten mit Autoritäten und Regeln: Kinder können Probleme entwickeln, Autoritäten, Grenzen und Regeln anzuerkennen, da sie gewohnt sind, Entscheidungen basierend auf ihren eigenen Gefühlen und Wünschen zu treffen

Mangelnde Ausdauer: Kinder müssen selten etwas zu Ende bringen, wenn sie keine Lust mehr haben. Dies kann sich negativ auf schulische Leistungen und spätere Arbeitsmoral auswirken

Mangelnde Struktur: Die starke Betonung von Anpassungsfähigkeit und Flexibilität kann zu einem Mangel an stabiler Struktur führen.

Passt die Quallenerziehung zu mir als Elternteil?

Um herauszufinden, ob die Quallenerziehung zu Ihnen passt, sollten Sie zunächst Ihre eigene Persönlichkeit und Erziehungsvorstellungen reflektieren. Fragen Sie sich, ob Sie flexibel und anpassungsfähig sind und ob Sie bereit sind, Ihrem Kind viel Entscheidungsfreiheit zu gewähren.

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Steckt auch in Ihnen ein Quallenelternteil? Probieren Sie es doch einfach mal aus. - Gebro

Beobachten Sie dann, wie Sie in verschiedenen Erziehungssituationen reagieren und ob Sie sich dabei wohl fühlen. Achten Sie darauf, ob es Ihnen leicht fällt, auf starre Regeln zu verzichten und stattdessen situativ und bedürfnisorientiert zu handeln.

Schliesslich sollten Sie auch die Persönlichkeit und Bedürfnisse Ihres Kindes berücksichtigen. Überlegen Sie, ob Ihr Kind von mehr Freiheit und Selbstbestimmung profitieren würde oder ob es möglicherweise mehr Struktur und Führung benötigt.

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