Die «Jiwa-Eltern: Chinas neue Generation von Über-Eltern
In China stehen die Kinder unter besonderem akademischen Druck. Dieser geht aber nicht unbedingt von der Schule aus, sondern von den Eltern.
Bei uns gibt es die sogenannten «Helikopter»-Eltern oder «Tiger»-Eltern, in China sind es die «Jiwa»-Eltern. In unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Eltern, die in ihrem Kind ein Projekt sehen, das möglichst erfolgreich werden soll.
Der Name «Jiwa» wird von einer alten chinesischen medizinischen Behandlungsmethode abgeleitet. Dabei wurden Menschen Hühnerblut injiziert, um ihnen mehr Energie zu geben.
Die «Jiwa»-Erziehung zeichnet sich durch ein starkes moralisches Verantwortungsgefühl der Eltern aus, ihren Kindern zum Erfolg zu verhelfen. Der grosse Fokus liegt auf dem akademischen Aspekt der Kinderentwicklung.
Akademischer Drill nach Feierabend
Ein Bericht zeigt, dass 60,4 Prozent der chinesischen Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren an ausserschulischen Bildungsprogrammen teilnehmen. Die meiste Zeit nimmt dabei die akademische Nachhilfe in Anspruch.
Weil so viele Kinder Nachhilfe bekommen, fühlen sich Eltern unter Druck, auch ihre Kinder für teure Nachhilfestunden anzumelden. Sie befürchten, dass ihre Kinder ins Hintertreffen geraten könnten, wenn sie nicht mithalten können.
Jetzt hat sogar die Regierung eingegriffen: Um die Ungleichheit in der Bildung und die niedrige Geburtenrate zu bekämpfen, wurden gewinnorientierte Nachhilfefirmen verboten. Die Hoffnung ist dabei auch, dass so mehr Geld zur Verfügung steht, um mehr Kinder zu haben.
«Jiwa»-Eltern lassen sich nicht beirren
Doch trotz dieses Verbots sind «Jiwa»-Eltern entschlossen, weiterhin viel Zeit und Geld in den Erfolg ihrer Kinder zu investieren. Es gibt spezifische Aspekte der Kultur und soziale Realitäten in China, die diesen Push hervorgerufen haben.
Chinesische Eltern neigen dazu, Anstrengung über Talent zu stellen. Sie sehen oftmals Bildung als Weg zur sozialen Freiheit und einem gesellschaftlichen Aufstieg.
Dieser intensive Erziehungsansatz ist natürlich nicht nur in China vorhanden. Eltern auf der ganzen Welt haben ihn übernommen – in China ist es einfach besonders deutlich sichtbar.