Am Rande des Wahnsinns: SOS-Strategien für wütende Eltern
Warum kommen Eltern so oft an ihre Grenzen, wie kann ein akuter Wutausbruch verhindert werden und was, wenn es doch mal laut wird?
Montagmorgen: Der Wecker klingelt, die Kids müssen frühstücken, sich anziehen, Zähne putzen. Dazwischen klauben Sie noch die Handouts für den Pitch auf der Arbeit zusammen und kippen hastig eine Tasse Kaffee runter.
«Was, schon 7.30 Uhr? Jetzt aber los.» Und natürlich ist keines der Kinder angezogen oder hat sich die Zähne geputzt ...
Dann passiert es: Ihre Hände ballen sich zur Faust, die Zähne knirschen und plötzlich brüllen Sie los. Doch sobald die Worte Ihren Mund verlassen haben, bereuen Sie Ihr Verhalten bereits wieder.
Gefühle steuern unsere Reaktionen
In jedem Elternteil brodelt es gelegentlich. Der Körper zeigt dabei Anzeichen von Aggression lange bevor wir realisieren, dass wir verärgert sind.
Wir fühlen bevor wir denken oder handeln. Es ist daher wichtig für Eltern, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn der Ärger überhand nimmt.
So lässt sich verhindern, dass wir unsere Wut an unseren Kindern auslassen. Und weniger gestresst sind wir auch noch.
Auslöser erkennen und Veränderungen anstossen
Versuchen Sie, den sogenannten «Trigger» für Ihr Ausrasten zu erkennen. Ist es der vermeintliche Kontrollverlust, wenn die Kinder nicht «funktionieren»?
Ist es der Wunsch nach Ruhe am Morgen bevor es in den Kindergarten und zur Arbeit geht? Oder ist es die Angst vor der Reaktion des Chefs, wenn Sie fünf Minuten zu spät im Büro erscheinen?
Wie wäre es, wenn Sie den Frühstückstisch und die Kleidung der Kids bereits am Vorabend decken und herauslegen? Gibt es die Möglichkeit, dass Sie zehn Minuten vor dem Rest der Familie aufstehen und ganz in Ruhe eine Tasse Kaffee geniessen?
Erste Hilfe für Eltern bei Wutausbrüchen
Wenn Sie als Eltern mal wieder Wut und Frustration spüren, können Sie folgende Dinge tun: Nehmen Sie das Gefühl an «Ich bin wütend!» und schliessen Sie die Augen.
Nutzen Sie die 3-7-8-Atemübung. Zählen Sie bis drei, während Sie einatmen.
Halten Sie für 7 Sekunden den Atem an und atmen dann 8 Sekunden aus. Wiederholen Sie die Übung bis Ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hat und die Wut verraucht ist.
Elterliche Ausraster: Und wenn es doch passiert?
Nicht selten kommen Eltern im Alltag an ihre Grenzen. Auch, wenn Sie sich noch so sehr bemühen, kann es doch mal zu einem Ausraster kommen.
Nehmen Sie die Situation an. Entschuldigen Sie sich bei Ihrem Kind, denn auch Mama und Papa werden mal wütend und können Fehler machen.
Versuchen Sie dabei aber nicht, dem Kind die Schuld für Ihren Ärger zu geben. Manchmal hilft es, die Situation später nochmal zu reflektieren und sich eine Strategie für den nächsten Konflikt zurechtzulegen.
Eltern-Burnout: Überforderung eingestehen und sich Hilfe suchen
Familienleben ist nicht immer harmonisch, das ist klar. Trotzdem gibt es Fälle, in denen Eltern sich Hilfe holen sollten.
Andauernde Antriebslosigkeit, Ohnmachtsgefühle und Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation sind Anzeichen für Überforderung.
Beim sogenannten Schweizer «Eltern-Notruf» erhalten Eltern Hilfe und Rat. Bei Panikattacken muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.