Zwillinge mit unterschiedlichen Vätern: Ein medizinisches Wunder?

Laura Martin
Laura Martin

Am 05.09.2024 - 06:58

Zwillinge mit verschiedenen Vätern? Klingt wie eine Story direkt aus einem Hollywoodfilm. Doch tatsächlich gibt es dieses Phänomen.

Zwillinge beim Eisessen
Eineiige Zwillinge können keine unterschiedlichen biologischen Väter haben. - Depositphotos

Die Vorstellung mag zunächst verwirrend klingen – Zwillinge mit unterschiedlichen Vätern? Immerhin sind Geschichten über Zwillinge oft von Bildern identischer Gesichter geprägt – zwei Menschen, die sich ähneln wie ein Spiegelbild.

Doch die Natur hat noch weit mehr Kuriositäten auf Lager – denn es gibt dieses Phänomen: Es ist zwar selten, aber möglich und bekannt als heteropaternale Superfekundation.

Ein seltener Fall fürs Familienalbum

Fraternale oder zweieiige Zwillinge entstehen aus zwei getrennt befruchteten Eiern. Anders als ihre identischen Pendants können sie komplett unterschiedliche physische Merkmale aufweisen.

Und ja, sie können sogar verschiedene biologische Väter haben. Dieses Ereignis tritt ein, wenn während desselben Menstruationszyklus zwei Eier freigesetzt werden und von Spermien zweier verschiedener Männer befruchtet werden.

Zwillingsbabys
Dass Zwillinge zwei unterschiedliche Väter haben, ist extrem selten. - Depositphotos

Die Chancen hierfür sind allerdings verschwindend gering. Bisher wurden weltweit nur etwa 19 Fälle dokumentiert.

Wie kann das passieren?

Heteropaternale Superfekundation erfordert einen speziellen Ablauf von Ereignissen innerhalb eines engen Zeitfensters des weiblichen Zyklus. Eine Frau muss im Ovulationszeitraum (zwölf bis 24 Stunden nach Freisetzung eines Eis) Sex mit mehr als einem Partner haben.

Spermien können jedoch bis zu fünf Tage im Körper einer Frau überleben. Das erweitert das Zeitfenster für eine mögliche Befruchtung durch einen weiteren Partner.

Das setzt natürlich voraus, dass ein zweites Ei in dieser Zeitspanne freigesetzt wird – und ebenfalls befruchtet wird.

Vaterschaftstest klärt auf

Nach der Geburt der Zwillinge gibt es keine sofort erkennbaren Anzeichen dafür, dass sie unterschiedliche Väter haben könnten. Abgesehen davon natürlich, dass fraternelle Zwillinge ohnehin Unterschiede aufweisen können.

Ein DNA-Vaterschaftstest bietet jedoch Gewissheit. Mithilfe einer Blutprobe oder eines Mundhöhlenabstrichs lässt sich feststellen, ob beide Kinder denselben biologischen Vater teilen oder nicht.

Schwangere Frau beim Arzt
Mit bestimmten Tests lässt sich der Erzeuger der Kinder bestimmen. - Depositphotos

Diese Tests sind mittlerweile standardisiert und liefern zuverlässige Ergebnisse darüber, wer der biologische Vater jedes Kindes ist. Doch auch schon während der Schwangerschaft besteht die Möglichkeit herauszufinden, ob Zwillinge dieselben Elternteile teilen.

Pränataltests bieten frühe Antworten

Invasive Verfahren wie Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie bergen jedoch Risiken und kommen daher allein als Pränataltest selten zum Einsatz. Heutzutage verwendet man eher risikoarme Methode wie den nicht invasiven Pränataltest (NIPT).

Dabei wird bereits im ersten Trimester mütterliches Blut analysiert, um fetale DNA nachzuweisen. Ergänzend müssen lediglich DNA-Proben potenzieller Väter eingeholt werden, um frühzeitig Klarheit zu schaffen.

Eine faszinierende Option für werdende Mütter in komplexeren familiären Konstellationen.

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