Selbstbild versus Selfie: Das können Eltern für ihre Kinder tun
Die Möglichkeiten der Social-Media-Selbstdarstellung treiben die Psyche vieler Teenager in den Wahnsinn. Wie können Eltern ihre Kinder im Widerstand üben?
Auch schon mal ein tolles (supertolles) Foto von sich selbst gepostet – und dann nicht genügend Likes gekriegt? Moment – was ist «genügend»: So viel wie der andere oder diese oder das ...?
Die digitale Welt kann ein Minenfeld für die Psyche und das Körperbewusstsein junger Menschen sein. Simple Vergleiche, technisches Aufhübschen und Verschwinden in der virtuellen Unsichtbarkeit, wer könnte nicht aufzählen, was ihm so übel aufgestossen ist.
Menschen jeden Alters sind Opfer, und echter Zusammenhalt wichtiger denn je. Das gilt auch und vor allem in Familien: für Eltern, und wie sie ihre mit Blick auf die Social-Media-Ära unterstützen können.
Die Sehn-Sucht gibt den Farbton an
Viele Jugendliche verbringen (wie ihre Eltern, oft aber mehr) Stunden damit, ihr Online-Profil zu perfektionieren.
Für Aussenstehende ist es oft schwierig, zwischen Realität und dem auf Hochglanz polierten Online-Ich zu unterscheiden. Gleichzeitig fördert die virtuelle Distanz auch mehr «Direktheit», um nicht zu sagen: Das zwischenmenschliche Grausamkeitspotenzial steigt.
Wer nach Likes sucht, und sie nicht oder nicht seiner Sehn-Sucht angemessen nach bekommt, kann daran buchstäblich erkranken. Essstörungen, Angstzustände oder Depressionen sind als typische Konsequenzen unerfüllten Anerkennungsstrebens bekannt.
Virtuelle Welt, echter Existenzstress
Fotos zeigen Körper, und Körper werden beurteilt. Und in einer Welt voller scheinbar makelloser Promis und Gleichaltriger auf Instagram & Co. ist es unmöglich, sich nicht zu vergleichen.
Meist zieht man dabei eine schlechte Karte. Und das ist nicht einfach Eitelkeit, sondern für viele Jugendliche geradzu existenziell, eine Negativität, die sich die geistige und körperliche Gesundheit eines Teenagers niederschlägt.
Aktuelle Studien zeigen: Jeder vierte Jugendliche fühlt sich durch sein Aussehen auf Fotos gestresst und leidet darunter, wenn seine Beiträge ignoriert werden.
Echte Beziehung statt Freundlichkeitseffekt
Zwar versuchen einige Unternehmen mit neuen Features wie Instagrams «Freundlichkeitskameraeffekt» gegenzusteuern. Doch als Eltern oder unterstützende Erwachsene sollten Sie sich darauf nicht verlassen.
Sondern: eine stabile Beziehung zum Jugendlichen pflegen, nähren und entwickeln.
Dazu gehört, dass Sie ihm gegenüber Respekt zeigen. Akzeptieren Sie die Expertise Ihres Kindes im Umgang mit sozialen Medien, lernen Sie von ihm statt gleich belehrend aufzutreten.
Lebenserfahrung versus Scheinwelt
Seien Sie eine positive Kraft im Leben Ihres Kindes. Ermutigen Sie es dazu, eigene positive Botschaften in den sozialen Medien zu verbreiten.
Zeigen Sie Interesse an den Social-Media-Aktivitäten Ihres Kindes; vermutlich ist es Ihnen technisch schon längst voraus, aber Lebenserfahrung haben Sie.
Kontrollieren können Sie nicht, was Ihr Kind in der digitalen Welt erlebt oder mitmacht. Aber in der echten Welt an seiner Seite und für es da sein, das ist Ihre Stärke – und von Ihrer Liebe hat Ihr Kind viel mehr als von einem blauen Daumen auf einer Seite, die es nicht umarmen kann.