Behutsame Begleitung: Wie Eltern schüchterne Kinder ermutigen können
Schüchternheit bei Kindern zeigt sich durch Zurückhaltung in sozialen Situationen. Wir verraten, mit welchen Tricks Sie Ihrem Kind Ängste nehmen können.
Schüchternheit ist ein weit verbreitetes Phänomen bei Kindern und kann sich in verschiedenen Situationen und Intensitäten zeigen.
Ob im Kindergarten, in der Schule oder bei sozialen Zusammenkünften: Viele Kinder fühlen sich unwohl im Rampenlicht und ziehen es vor, im Hintergrund zu bleiben.
Während einige Eltern besorgt sind, dass die Zurückhaltung ihres Kindes dessen soziale Entwicklung beeinträchtigen könnte, ist es wichtig zu verstehen, dass Schüchternheit eine normale Persönlichkeitseigenschaft ist.
Schüchternheit hat auch positive Seiten
Schüchternheit kann sogar positive Aspekte haben, wie beispielsweise ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen oder die Fähigkeit, gut zuzuhören. Die Herausforderung für Eltern und Erziehende besteht darin, schüchterne Kinder behutsam zu unterstützen, ohne sie zu überfordern oder ihre natürliche Persönlichkeit zu untergraben.
Schüchterne Kinder zeigen oft körperliche Reaktionen wie Rotwerden, Herzklopfen oder Schwitzen in sozialen Situationen. Sie neigen auch dazu, Blickkontakt zu vermeiden und sprechen leise oder gar nicht, wenn sie angesprochen werden.
Kognitiv äussert sich Schüchternheit durch eine negative Selbsteinschätzung und die Angst vor Zurückweisung. Im sozialen Bereich zeigen schüchterne Kinder Gehemmtheit und ziehen sich häufig zurück, was das Knüpfen von Kontakten erschwert.
Schüchterne Kinder «tauen langsam auf»
Schüchterne Kinder «tauen oft auf», sobald sie eine Person oder Situation besser kennenlernen. Besser passt daher auch eben dieser Ausdruck, sie sind eher «langsam auftauend» als «schüchtern».
Das Etikett «schüchtern» kann nämlich dazu führen, dass Betroffene glauben, etwas stimme nicht mit ihnen. Oder dass sie glauben, dass sie nichts gegen ihre Schüchternheit machen können.
Die gute Nachricht ist: Kinder können lernen, sich selbstbewusster in der Interaktion mit anderen Menschen zu fühlen.
Babys und Kleinkinder unterstützend zur Seite stehen
Was helfen kann, ist zum Beispiel folgendes: Geben Sie Ihrem Kind die Zeit, anzukommen und sich wohlzufühlen.
Forcieren Sie nicht direkt den Kontakt mit einer unbekannten Person. Stattdessen sollte die fremde Person versuchen, mit Spielzeug in der Nähe des Kindes zu spielen und dabei ruhig sprechen.
Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass seine Gefühle in Ordnung sind und dass Sie ihm beistehen. Übermässiges Trösten sollten Sie besser vermeiden, denn das könnte das Kind als Signal verstehen, dass die Situation tatsächlich beängstigend ist.
Selbstvertrauen bei Schulkindern stärken
Auch für Kinder im Schulalter gibt es Ratschläge zur Bewältigung von Schüchternheit. So können Spieltreffen bei Ihnen oder bei einem Freund des Kindes hilfreich sein.
Beginnen Sie mit sozialen Situationen, die nur ein bis zwei andere Kinder involvieren. Das können Sie dann langsam steigern.
Falls das Kind nervös ist, wenn es vor der Klasse stehen muss: Eine Möglichkeit ist hier, Präsentationen oder Vorträge zu Hause mit Ihrem Kind zu üben.
Wann Schüchternheit zum Problem wird
Schüchterne Verhaltensweisen könnten problematisch werden, wenn sie erhebliche Belastungen verursachen und den Alltag beeinträchtigen. Beispielsweise könnte das der Fall sein, wenn Sie mit Ihrem Kind aufgrund seiner Schüchternheit bestimmte Orte meiden müssen.
Auch wenn Ihr Kind Anzeichen von Angst in sozialen Situationen wie Partys oder Schule zeigt, ist es kein gutes Zeichen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, einen Fachmann wie den Hausarzt, einen Kinderarzt oder Psychologen hinzuzuziehen.