Probiotika für Babys – Hype oder ein Muss?

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Am

Muttermilch ist längst nicht so steril wie gedacht und enthält oft Keime. Braucht Ihr Baby also Probiotika zur Unterstützung von Immunsystem und Darmgesundheit?

Baby Flasche
Probiotika als Ergänzung zur Muttermilch beugen möglicherweise Koliken vor. Die Forschung bleibt einen endgültigen Beweis für die Wirksamkeit von Probiotika aber noch schuldig. - Depositphotos

Die Ernährung und Gesundheit unserer Jüngsten steht für Eltern immer Vordergrund. In den letzten Jahren geht es in hitzigen Debatten auch um die Frage: Sollten Babys Probiotika einnehmen?

Bei Probiotika handelt es sich um lebende mikroskopische Organismen wie Bakterien und Hefepilze, die unserer Gesundheit zugutekommen, wenn wir sie konsumieren. Sie ähneln den Mikroorganismen, die natürlicherweise in unserem Körper vorhanden sind.

Probiotika
Rezeptfreie Probiotika schützen vermeintlich bereits während der Schwangerschaft Mutter und Kind vor Ansteckung durch gefährliche Keime. - Depositphotos

Oft werden Probiotika als Wundermittel zur Stärkung des Immunsystems gepriesen – zu Recht?

Gesunde Darmflora – Schlüssel zur starken Immunität

Eine gesunde Darmflora spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung des kindlichen Immunsystems gegen zukünftige Infektionen. Tatsächlich ist unser Darm für etwa 70 Prozent unseres Immunsystems verantwortlich.

Eine gesunde Darmflora trägt dazu bei, Krankheiten vorzubeugen. Auch besteht ein geringeres Risiko, an Allergien, Asthma und anderen chronischen Krankheiten zu erkranken.

Dank der sogenannten Darm-Hirn-Achse arbeiten unser Darm und Gehirn synchron. Sie reguliert die Gehirnchemie und beeinflusst Stressreaktionen, kognitive Funktionen und mentale Gesundheit.

Das sagt die Wissenschaft

Trotz der vielen Vorteile von Probiotika gibt es wenig Beweise dafür, dass sie tatsächlich gesundheitliche Vorteile für Säuglinge haben. Studien mit einer Dauer von sechs Monaten zufolge zeigen Probiotika nur in der ersten Woche positive Wirkung, mit höheren Mengen an Bifidobakterien (gute Bakterien).

Nachgewiesen sinnvoll sind Probiotika zurzeit nur da, wo sie Durchfall verhindern sollen. Dieser tritt bei Säuglingen in Folge einer Antibiotikaeinnahme oder eines Krankenhausaufenthalts leider häufig auf.

Antibiotika töten Bakterien im Darm, und zwar gute wie schlechte. Hier können zusätzliche Probiotika helfen, die Balance zwischen nützlichen und potenziell schädlichen Mikroben wiederherzustellen.

Nahrungsergänzungsmittel schon als Säugling?

Bei Neugeborenen ist das Stillen der einfachste Weg, ihre Darmgesundheit zu unterstützen, da Muttermilch viele probiotische Faktoren enthält. Stillen Sie Ihr Kind nicht, bekommt es Probiotika über seine Nahrung: Viele Produkte für Säuglinge enthalten entsprechende Lebensmittelzusätze.

Eine gesunde und vielseitige Ernährung unterstützt die Darmgesundheit Ihres Kindes.
Eine gesunde und vielseitige Ernährung unterstützt die Darmgesundheit Ihres Kindes. - Depositphotos

Darf Ihr Baby bereits festere Nahrung zu sich nehmen, sorgen Sie für eine gesunde Lebensmittelvielfalt. Und für eine entspannte Atmosphäre beim Essen: Beides ist gut für die Entwicklung einer gesunden Darmflora bei Ihrem Kind.

Auch fermentierte Lebensmittel sind in der Regel klar empfehlenswert. Konsultieren Sie daher immer Ihren Kinderarzt, bevor Sie sich dazu entscheiden, die Ernährung Ihres Babys mit Probiotika (oder anderen Extras) zu ergänzen.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen