Genie oder Faulheit? Die Komplexität der Hochbegabung

Paula Lupo
Paula Lupo

Am 16.12.2024 - 06:02

Hochbegabung kann zu grossem Potenzial führen, doch manche Kinder sind eher träge. Warum das so ist, und wie Sie Ihr kleines Genie fördern können.

Junge in der Schule
Viele Eltern haben täglich Stress, ihr Kind zum Lernen zu bringen. - Depositphotos

Hochbegabung wird oft als Segen betrachtet, doch sie bringt auch einzigartige Herausforderungen mit sich. Viele hochbegabte Menschen stehen im Spannungsfeld zwischen ihrem enormen Potenzial und der Gefahr, in Faulheit oder Unterforderung zu verfallen.

Einerseits meistern sie viele schwierige Aufgaben mit Leichtigkeit. Andererseits kann genau diese Leichtigkeit dazu führen, dass sie vor Problemen zurückschrecken, die sie nicht sofort lösen können.

Warum sind hochbegabte Kinder oft faul?

Hochbegabte Kinder zeigen oft eine geringe Motivation, wenn sie sich unterfordert fühlen. Wenn der Unterrichtsstoff nicht herausfordernd genug ist, empfinden sie Langeweile und verlieren das Interesse.

Diese Kinder neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen und sich selbst als «faul» zu betrachten. Sie haben möglicherweise das Gefühl, dass sie ihre Talente nicht ausreichend nutzen, was zu innerer Frustration führt.

Ein weiteres Problem ist der Druck, den Erwartungen gerecht zu werden. Dieser Druck kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen oder Aufgaben vermeiden, um Enttäuschungen zu umgehen.

Lernen als Gewohnheit etablieren

Tatsächlich muss das Konzept von harter Arbeit erst erlernt werden. Das ist eine Erfahrung, die jeder machen muss und bei Hochbegabten vielleicht sogar noch intensiver ausfällt.

Das Gute daran? Es handelt sich um ein weit verbreitetes Problem.

Frau vorm Laptop
Lernen kann auch Freude machen. Versuchen Sie es also spielerisch. - Depositphotos

Was allerdings überhaupt nicht funktioniert, ist, Kinder zum Lernen zu zwingen. Natürlich kann man als Eltern versuchen, Lernzeiten vorzuschreiben – doch letztlich führt das nur zur Frustration auf beiden Seiten.

Der Weg zur Selbstmotivation

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, Kindern beizubringen, sich selbst zu motivieren. Und seien wir ehrlich: Das kann ein schmerzhafter Prozess sein.

Gut möglich, dass Ihr Kind erst dann seine Einstellung ändert, wenn es eine Prüfung richtig verhauen hat. Das ist nicht schön, bedeutet aber auch nicht das Ende der Welt. Möglicherweise muss das Kind genau diese Erfahrung machen.

Kleine Schritte führen zum Erfolg

Versuchen Sie, Ihr Kind sanft zu kleinen Schritten in die richtige Richtung zu ermutigen. Studien belegen beispielsweise, dass das Gedächtnis beim Schlaf Informationen besser verarbeitet.

Mädchen mit Notizen
Motivieren Sie Ihre Kinder dazu, kurz vor dem Schlafengehen noch die eigenen Notizen durchzugehen. - Depositphotos

Möglicherweise ist es ein guter Vorschlag, dass das Kind vorm Schlafengehen nochmal zehn bis 30 Minuten seine Aufzeichnungen durchgeht?

Vielleicht gerade, wenn am nächsten Tag eine Prüfung ansteht. Ein kleiner Schritt zwar, aber ein Anfang.

Spielend lernen mit Geschwisterpower

Falls Ihre Kinder gemeinsame Kurse besuchen: Fordern Sie sie heraus. Die Kinder könnten sich gegenseitig Fragen zum Kurs stellen, um zu überprüfen, wie viel hängen geblieben ist. So wird Wissen spielerisch vertieft und gefestigt.

Kinder lernen
Wenn Sie zwei Kinder haben, können Sie versuchen, die beiden gemeinsam zum Lernen zu motivieren. - Depositphotos

Gibt es einen Leitfaden vom Lehrer im Zusammenhang mit dem Lernmaterial? Dann sollte das Kind sich diesem eine gewisse Zeitspanne am Tag widmen.

Mit diesen kleinen Änderungen kann Ihr Kind langsam eine positive Feedbackschleife entwickeln. Und vielleicht verbringt es schon bald gerne sehr viel mehr Zeit mit Lernen.

Spezielle Förderungen für hochbegabte Kinder

Eine individuelle Förderung ist entscheidend, um den besonderen Bedürfnissen hochbegabter Kinder gerecht zu werden. Eltern sollten regelmässig mit Lehrern und Fachleuten kommunizieren, um geeignete Fördermassnahmen wie Enrichment oder Akzeleration zu besprechen.

Enrichment-Programme bieten hochbegabten Kindern die Möglichkeit, sich intensiv mit speziellen Themen auseinanderzusetzen. Diese Programme finden oft in kleinen Gruppen statt und werden von Experten geleitet, was eine individuelle Förderung ermöglicht.

Junge am Klavier
Fäördern Sie auch die Talente Ihres Kindes. - Depositphotos

Kreativitätsfördernde Aktivitäten wie Kunst, Musik oder Theater helfen Kindern, ihre Talente zu entdecken und auszubauen. Solche Aktivitäten stärken nicht nur das Selbstvertrauen, sondern fördern auch die emotionale und soziale Entwicklung.

Sportliche Aktivitäten bieten eine hervorragende Möglichkeit, Teamarbeit und Durchhaltevermögen zu lernen. Sie tragen zur körperlichen Gesundheit bei und helfen gleichzeitig, soziale Fähigkeiten zu entwickeln

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