Jenseits der Geburtsromantik: 8 wenig bekannte Realitäten

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Am 02.01.2025 - 06:05

Es gibt viele Aspekte rund um das Thema Geburt, die oft im Verborgenen bleiben. Wir lüften den Schleier und bieten Ihnen einen ehrlichen Einblick.

werdende Eltern bei der Geburt
Eine Geburt kommt mit vielen Überraschungen – guten und weniger erfreulichen. - Depositphotos

Die Geburt eines Kindes wird oft romantisch verklärt. Doch die Realität hält einige Überraschungen bereit, die werdende Eltern selten zu hören bekommen.

Diese weniger bekannten Aspekte sind weder schockierend noch beängstigend. Sie gehören jedoch zum vollständigen Bild der Geburtserfahrung und können helfen, besser vorbereitet zu sein.

Wir stellen Ihnen acht von ihnen vor.

1. Es ist nicht alles rosarot

Viele werdende Mütter haben eine verklärte Vorstellung von der bevorstehenden Geburt ihres Kindes – auch dank Hollywood. Doch leider entspricht diese Vorstellung selten der Realität.

Schwangere mit Mann
Das Baby kommt. - Depositphotos

Die Entbindung ist meist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess, der nicht immer schnell und einfach über die Bühne geht.

2. Überraschungen gehören dazu

Die meisten Erstgebärenden haben einen genauen Ablaufplan für ihre Entbindung im Kopf. Von der perfekten Playlist bis hin zur geplanten Frisur für das erste Foto mit dem Neugeborenen – doch in den meisten Fällen laufen Dinge nicht so malerisch ab.

Frau im Kreissaal
Eine Geburt lässt sich nur selten planen. - Depositphotos

In Wirklichkeit kann es zu unvorhersehbaren Komplikationen kommen oder gewünschte Personen sind plötzlich nicht anwesend. Und selbst wenn alles nach Plan läuft, sieht man nach stundenlanger Wehenarbeit kaum noch fotogen aus.

3. Eine Geburt ist nichts für Zartbesaitete

Es ist Zeit, dass realistisch über Geburten gesprochen wird. Echte Erfahrungsberichte können zuerst abschreckend wirken, sollen aber verdeutlichen, dass eine Geburt nicht immer ein Bilderbuchereignis ist.

Eine Geburt ist ein intensiver körperlicher Prozess, bei dem starke Kontraktionen und Dehnungen auftreten. Diese Vorgänge verursachen naturgemäss Schmerzen, die für viele Frauen eine grosse Herausforderung darstellen.

Schmerzen sind jedoch ein wichtiger Teil des Geburtsprozesses und haben eine orientierende Funktion für die Mutter. Sie helfen ihr, ihren eigenen Geburtsrhythmus zu finden und angemessen auf die Anforderungen des Geburtsvorgangs zu reagieren

4. Die Geburt – ein Marathon, kein Sprint

Auch wenn es in Filmen oft so dargestellt wird: Die Geburt ist ein langwieriger Prozess. Seien Sie darauf vorbereitet – und stellen Sie sicher, dass auch Ihr Partner auf eine lange Wartezeit eingestellt ist.

Die Dauer einer Geburt variiert stark und kann von wenigen Stunden bis zu mehr als einem Tag reichen. Bei Erstgebärenden dauert sie im Durchschnitt länger als bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben.

Generell teilt sich die Geburt in drei Phasen: Eröffnungsphase, Austreibungsphase und Nachgeburtsphase. Die Eröffnungsphase ist meist die längste und kann bei Erstgebärenden bis zu 20 Stunden dauern.

5. Nahrungsaufnahme während der Wehen? Fehlanzeige

Wenn die ersten Wehen einsetzen, sollten Sie unbedingt noch eine kräftige Mahlzeit zu sich nehmen. Denn sobald das Krankenhauspersonal Sie aufnimmt, gibt es unter Umständen nicht mehr viel zu essen, bis das Baby da ist.

Das strikte Essverbot während der Wehen basierte jedoch auf einer veralteten Studie aus den 1940er Jahren. Man befürchtete, dass Frauen sich verschlucken und Mageninhalt in die Lunge gelangen könnte, besonders bei einer eventuellen Vollnarkose.

Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass diese Bedenken grösstenteils unbegründet sind. Heute wird in vielen Kliniken eine leichte Ernährung während der Wehen erlaubt, da sie die Energie der Gebärenden aufrechterhält.

6. Von Schmerzerleichterung und Urinkathetern

Viele Frauen gehen mit dem festen Vorsatz in die Entbindung, keine Schmerzmittel zu verwenden. Doch nach stundenlangen Wehen entscheiden sie sich doch für eine PDA oder einen Kaiserschnitt.

Das ist völlig okay. Niemand sollte versuchen müssen, einem Idealbild gerecht zu werden.

Tropf im Krankenhaus
Eine PDA verschafft LInderung während der Geburt. - Depositphotos

Eine Nebenwirkung einer PDA kann jedoch sein, dass man einen Urinkatheter benötigt, um den Harn abzuleiten. Dies geschieht aber schmerzfrei.

7. Unerwarteter Stuhlgang

Einer der grössten Ängste vieler werdender Mütter: auf dem Entbindungstisch Stuhlgang zu haben. Die gute Nachricht ist, dass falls es passieren sollte, Sie es wahrscheinlich gar nicht bemerken werden.

Stuhlgang während der Geburt ist übrigens ein ganz natürlicher Vorgang, der durch den Druck des Babys im Geburtskanal ausgelöst wird. Da der Darm direkt an den Geburtskanal grenzt, kann das Baby beim Durchtritt auch den Stuhl im Enddarm herausdrücken.

Dieser Prozess ist nicht nur normal, sondern kann sogar als positives Zeichen gewertet werden. Er zeigt an, dass das Baby sich auf seinem Weg nach unten gut bewegt und Platz benötigt, um den Geburtsvorgang zu unterstützen.

8. Von Plazentageburten, Erwachsenenwindeln und Hämorrhoiden

Nach der Geburt Ihres Babys müssen Sie noch die Plazenta gebären. Dies geschieht schmerzfrei mit ein paar weiteren Wehen.

In den ersten Tagen nach einer vaginalen Entbindung tragen viele Frauen eine Art Windel für Erwachsene, um Blutungen aufzufangen. Das ist völlig normal.

Stapel mit Windeln
Erwachsenenwindeln nach der Geburt? Ganz normal. - Depositphotos

Auch Hämorrhoiden treten bei vielen Frauen während der Geburt auf – meist verschwinden diese aber wieder mit der Zeit.

Nach dem Sturm kommt die Ruhe

Nach einigen Monaten verblassen die negativen Aspekte der Geburt in Ihrer Erinnerung. Kleine Komplikationen sind schnell vergessen und ehe man sich versieht, denkt man darüber nach, das Ganze noch einmal durchzumachen.

Mutter mit Neugeborenem
Babyglück: Endlich geschafft. - Depositphotos

Der menschliche Körper ist erstaunlich leistungsfähig. Eine Geburt mag zu Beginn beängstigend klingen, aber je mehr Sie wissen, desto besser können Sie sich auf dieses Wunder vorbereiten.

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