Ein Wunder der Evolution: Wie sich das Gehirn Ihres Babys entwickelt
Während einer neunmonatigen Schwangerschaft durchläuft Ihr Baby eine grosse Menge an Entwicklungsschritten – besonders erstaunlich ist das Wachstum des Gehirns.
Schon bevor Sie den positiven Schwangerschaftstest in Händen halten, vollbringt Ihr winziger Embryo wahre Entwicklungswunder. Besonders faszinierend ist die Entstehung des fetalen Nervensystems – also Gehirn, Rückenmark und Nervenbahnen Ihres Babys.
Die ersten Schritte zur Bildung des menschlichen Gehirns
Bereits bevor Sie realisieren, dass Sie schwanger sind, beginnt die Entwicklung des kindlichen Gehirns. In der fünften Schwangerschaftswoche teilen und differenzieren sich die beiden Zelltypen, aus denen das Nervensystem besteht.
In dieser Zeit formt sich auch die Neuralplatte zur Neuralröhre, welche sich bis zur sechsten Woche schliesst und später zu Gehirn und Rückenmark wird.
Rund um die zehnte Woche sieht das kleine Hirn bereits deutlich mehr aus wie ein menschliches Organ. Ohne allerdings alle charakteristischen Furchungen aufzuweisen – diese entstehen erst im weiteren Verlauf der Schwangerschaft.
Vom spontanen Zappeln zur gezielten Bewegung
In der siebten Woche bilden sich erste Synapsen im Rückenmark Ihres Kindes.
Eine Woche später beginnt elektrische Aktivität im Kleinhirn. Dies ermöglicht Ihrem Baby seine ersten spontanen Bewegungen, die sogar im Ultraschall sichtbar sind.
Das Gehirn Ihres Babys entwickelt sich in den kommenden Wochen weiter und ermöglicht ihm eine beeindruckende Palette an unwillkürlichen Bewegungen wie Strecken, Gähnen und Saugen bis zum Ende des ersten Trimesters. Im zweiten Trimester kommen dann koordiniertere Bewegungen hinzu.
Vitalfunktionen: Die Rolle des Hirnstamms
Allerdings ist der Hirnstamm, welcher lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag und Atmung steuert, erst gegen Ende des zweiten Trimesters weitgehend ausgereift. Und die Grosshirnrinde übernimmt ihre Aufgaben erst im dritten Trimester.
Tatsächlich beginnt die Grosshirnrinde – zuständig für willentliche Aktionen sowie Denken und Fühlen – erst gegen Ende der Schwangerschaft zu arbeiten.
Einfache elektrische Aktivität kann dabei in Regionen nachgewiesen werden, welche mit Sinneswahrnehmungen und motorischen Fähigkeiten bei Frühgeborenen assoziiert werden.
Nährstoffe fürs Babygehirn: Was Sie essen sollten
Weil das Nervensystem Ihres Babys von Anfang an aktiv ist, ist es wichtig, dass Sie täglich 400 Mikrogramm Folsäure (auch bekannt als Vitamin B9) zu sich nehmen, bevor Sie schwanger werden. Sobald Sie schwanger sind, sollte diese Menge auf 600 Mikrogramm erhöht werden.
Folsäure ist essentiell für das Wachstum fetaler Zellen, die Entwicklung von Gewebe und DNA. Eine ausreichende Aufnahme kann das Risiko schwerwiegender Neuralrohrdefekte (wie Spina bifida) um 70 Prozent reduzieren.
Studien deuten zudem darauf hin, dass eine ausreichende Folsäureaufnahme die Wahrscheinlichkeit einer Autismus-Spektrum-Störung um bis zu 40 Prozent senken kann. Idealerweise beginnen Sie ausserde, etwa drei Monate vor der geplanten Schwangerschaft mit der Einnahme von vorgeburtlichen Vitaminen.
Die fortlaufende Reifung des Gehirns
Das Gehirn Ihres Babys wird während seiner gesamten Kindheit weiter reifen. Forscher schätzen sogar, dass die Hirnentwicklung erst im Alter von etwa 25 Jahren abgeschlossen ist.
In den ersten drei bis fünf Lebensjahren Ihres Kindes entwickelt sich das Gehirn besonders rasant. Bis zum Alter von neun Jahren sind alle wichtigen Strukturen vorhanden.
Aber selbst dann ist die Hirnentwicklung noch nicht abgeschlossen: Der präfrontale Lappen als letzter Bereich des Gehirns beginnt erst in den Teenager-Jahren seine Entwicklung. Er spielt eine wichtige Rolle bei «erwachsenen» Funktionen wie zielorientierter Entscheidungsfindung, Speicherung und Abruf von Erinnerungen sowie Sprache und Intelligenz.
