Vegane Ernährung im Säuglingsalter – was sagt die Wissenschaft?
Eine vegane Ernährungsweise bietet nur Vorteile? Gerade im Hinblick auf Kinder gestaltet sich die Faktenlage eher kompliziert.
Kann, sollte man gar Kinder vegan ernähren? In vielen Familien ist das ein Streitpunkt. Schliesslich steigen immer mehr Menschen auf eine rein pflanzliche Ernährungsweise um und würden dabei gerne auch den eigenen Nachwuchs zur fleischlosen Kost motivieren.
Eine kürzlich in der Fachzeitschrift «Healthcare» veröffentlichte Studie nahm gängige pflanzliche Ernährungsweisen bei Jugendlichen und Kindern unter die Lupe.
Sie beleuchtete sowohl deren gesundheitsfördernden Aspekte als auch mögliche Risiken, insbesondere in Bezug auf Krankheitsprävention.
Risiko: Krankheit durch Nährstoffmangel
Eine strikt vegane Ernährung unterscheidet sich deutlich von einer anders pflanzlichen beziehungsweise vegetarischen Ernährung. Je nachdem, ob Kinder beispielsweise Fisch, Eier und/oder Milchprodukte zu sich nehmen oder eben nicht, variieren auch die Nährstoffe, die die Kinder über ihre Ernährung erhalten, Stichwort essenzielle Aminosäuren.
Vegane Kost wird in den ersten zwei Lebensjahren generell nicht empfohlen. Wer trotzdem so für sein Kind entscheidet, sollte dessen Entwicklung unbedingt gut beobachten und es darüber hinaus regelmässig medizinisch durchchecken lassen.
Ansonsten lauern schwerwiegende Gesundheitsprobleme beim Kind, einschliesslich irreversibler kognitiver Beeinträchtigungen – beides mögliche Folgen von Nährstoffmangel durch Fehlernährung.
Fokus: Die ersten beiden Lebensjahre
Mit anderen Worten: Die ersten 1000 Tage nach der Empfängnis, also etwa die ersten beiden Lebensjahre, sind entscheidend für die langfristige Gesundheit eines Kindes, seine neurologische Entwicklung und sein Wachstum.
In dieser Phase ist eine ausgewogene Ernährung, die alle Nährstoffe mitbringt, für das Kind besonders wichtig.
Säuglinge, die vegan oder vegetarisch ernährt würden, sollen einer Studie zufolge eine längere Stillzeit benötigen als Babys, die bereits in der Stillzeit auch «omnivor» zu essen bekämen. Längeres Stillen kann jedoch das Risiko bestimmter Nährstoffmängel erhöhen, darunter Vitamin B12, Kalzium, Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren.
Vegetarisch: okay; vegan: ungeeignet
Eine vegetarische Ernährung, die ausgewogen ist, ist laut der American Academy of Pediatrics (AAP) für Säuglinge in allen Entwicklungsphasen gesundheitlich unbedenklich.
Dass aber rein vegane Ernährungsweisen weder für Kinder, Jugendliche, schwangere noch stillende Personen geeignet sind, unterstreicht unter anderen ein Bericht der belgischen Königlichen Akademie für Medizin aus dem Jahr 2019.
Verantwortlich begleitete Entscheidungsfreiheit
Eine eindeutige Studienlage zu den Folgen einer rein pflanzlichen Ernährung bei Kindern gibt es derzeit zwar nicht. Wo eine strikt vegane Ernährung den Alltag prägt, sollte jedoch eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen mitgedacht werden.
Wie die in «Healthcare» veröffentlichte Studie ans Licht brachte, ernähren sich Kinder und Jugendliche häufig dann vegan, wenn oder weil die Familie, in der sie aufwachsen, auf diese Ernährungsweise setzt. Vielleicht wäre es für Eltern ein guter Ansatz, dem eigenen Nachwuchs hier Entscheidungsfreiheit einzuräumen.
Doch egal, ob mit oder ohne Fleisch, Fisch, Eier und was sonst noch so auf dem Teller landen könnte oder eben nicht – immer sollte sichergestellt sein, dass das Kind bekommt, was es an Nährstoffen braucht. Das ist und bleibt Aufgabe der Eltern – zur Not mithilfe eines Experten vom Fach.