Wenn Kinder plötzlich explodieren
Wie aus dem Nichts geht das Kind in die Luft. Kann passieren. Wenn so ein Verhalten aber gehäuft vorkommt, steckt möglicherweise eine ernste Störung dahinter.
Was, wenn das geliebte Kind plötzlich und ohne Vorwarnung einen extremen Wutausbruch hat? Und zwar einen, der es emotional in sich hat, aber auch körperlich «ausartet»?
Möglicherweise steckt «Pathologische Jähzornigkeit» dahinter, die in der klinischen Psychologie auch beschrieben wird als «Intermittent Explosive Disorder», kurz IED. Dabei handelt es sich um eine wenig bekannte psychische Störung.
Was verbirgt sich dahinter?
IED ist eine psychische Erkrankung, bei der Kinder unvorhergesehene Episoden intensiven Zorns und gewalttätigen Verhaltens erleben. Diese Ausbrüche scheinen aus dem Nichts zu kommen.
Betroffene haben das Gefühl, sie hätten keine Kontrolle über ihre Wut. Die Störung tritt normalerweise im späten Kindesalter oder in den frühen Teenagerjahren auf.
Welche Symptome deuten auf IED hin?
Sie zeigt sich in häufigen Wutanfällen, Auseinandersetzungen oder Raufereien. In selteneren Fällen können Kinder auch heftigere Ausbrüche erleben, bei denen Menschen, Tiere oder Gegenstände physisch zu Schaden kommen.
Auch ist da das Gefühl, plötzliche Wutausbrüche nicht kontrollieren zu können. In frustrierenden Situationen kann es zu aggressiven Tobsuchtsanfällen kommen.
Manchmal treten auch grössere, schwerwiegendere «Explosionen» auf, die in Gewalt ausarten – gegen Dinge oder auch Menschen. Auch ein möglicher Hinweis auf IED: explosive Wutausbrüche, die weniger als 30 Minuten dauern und sich nicht gegen etwas Bestimmtes richten.
Wie kommt es zu einer Diagnose?
Bevor Ärzte eine Diagnose stellen können, müssen sie zunächst andere mögliche Ursachen für das Verhalten des Kindes ausschliessen. Dazu gehören weitere psychische Störungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder physische Ursachen wie Kopfverletzungen.
Sind diese Faktoren ausgeschlossen, kann es sein, dass der Arzt eine entsprechende Diagnose stellt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung umfasst normalerweise sowohl Therapie als auch Medikation. Die kognitive Verhaltenstherapie hilft den betroffenen Kindern dabei zu lernen, welche Situationen ihre Wutanfälle auslösen.
Dabei lernen sie, ihren Zorn auf eine gesündere Art und Weise zu erkennen und zu bewältigen.
Spezifische Medikamente gibt es nicht; es werden verschiedene Medikamente verwendet, um den Kindern zu helfen. Dazu gehören Antidepressiva und Stimmungsregulatoren.
Risiken für weitere Störungen
Kinder mit IED haben oft ein höheres Risiko, sich selbst Schaden zuzufügen oder einen Suizidversuch zu unternehmen. Auch Depressionen und Substanzmissbrauch sind häufiger bei ihnen anzutreffen.
Falls Ihre Kinder möglicherweise betroffen sind, sollten Sie dringend ärztlichen Rat aufsuchen.