Kindergebrabbel: So verstehen Sie die Sprache der Kleinsten

Fabia Söllner
Fabia Söllner

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Auch kleine Kinder versuchen bereits, mit uns zu kommunizieren. Wie Sie sie verstehen können, erfahren Sie hier.

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Kinder versuchen bereits ganz früh, mit uns zu kommunizieren. - Depositphotos

Das erste Wort eines Babys ist ein Meilenstein. Oftmals handelt es sich dabei um ein einfaches «da», das Vater, Hund, Punkt oder gar nichts bedeuten kann.

Doch wie gelingt es uns Erwachsenen eigentlich, diese rudimentären verbalen Äusserungen zu dechiffrieren? Eine neue Studie von Forschern des Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University gibt Aufschluss.

Schlüssel zum Verständnis heisst Kontext

Die Wissenschaftler haben Tausende Stunden transkribierter Audioaufnahmen von Kindern und Erwachsenen analysiert und daraus Computermodelle entwickelt. Diese Modelle sollten nachvollziehen können, wie wir Grossen interpretieren, was unsere Kleinen sagen wollen.

Dabei zeigte sich: Die rein akustische Analyse der Kinderlaute reichte nicht aus für eine treffsichere Vorhersage dessen, was die Erwachsenen glaubten, verstanden zu haben.

Mutter Kleinkind
Kleinkinder zeigen ausdrucksstark, was sie meinen. - Despositphotos

Erfolgreicher waren Modelle, welche den gesamten vorangegangenen Gesprächskontext berücksichtigten sowie typische kindliche Aussprachefehler kannten. Es scheint also so zu sein: Wir sind wahre Expertinnen und Experten darin, auf Basis des Kontextes Interpretationsschlüsse zu ziehen – eine Fähigkeit, die unseren Sprösslingen beim Erlernen ihrer Muttersprache zugutekommt.

Erwachsene als Helfer im Spracherwerbsprozess

Ein Erwachsener mit viel Hörerfahrung nutzt äusserst ausgeklügelte Mechanismen des Sprachverständnisses. Diese Fähigkeit hilft uns zu verstehen, was kleine Kinder sagen.

Diese Studie stellt einen Wendepunkt in der Forschung dar: Statt sich darauf zu konzentrieren, wie Kinder sprechen lernen, untersuchten die Wissenschaftler erstmals ausgiebig, wie wir Erwachsenen interpretieren, was Kinder sagen.

Die Rolle von Vorannahmen im Gesprächsfluss

Ergebnisse früherer Untersuchungen legten bereits nahe: Wenn wir uns als Erwachsene unterhalten, nutzen wir unsere Annahmen darüber, wie andere Menschen wahrscheinlich reden würden, um das Gesagte besser zu verstehen – das Prinzip wird «Noisy Channel Listening» gennant.

Es hilft uns dabei, komplexe akustische Signale besonders in lauten Umgebungen oder bei unterschiedlichen Akzenten besser zu dechiffrieren.

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Kinder wollen früh selbstständig sein und sich verständigen. - Depositphotos

In ihrer aktuellen Arbeit fanden die Forscher heraus: Dieses Prinzip kommt auch zur Anwendung, wenn wir versuchen, die oft scheinbar unlogischen Äusserungen unserer Kinder zu verstehen. So interpretieren wir beispielsweise das «da» eines Kindes eher als «Hund», wenn zuvor im Gespräch ein Hund erwähnt wurde.

Die Studie legt nahe: Unsere Fähigkeit, die Sprache der Kleinsten zu entschlüsseln und darauf angemessen zu reagieren, könnte eine wichtige Rolle bei deren Spracherwerb spielen.

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